Primarschulhaus Bahnhofstrasse Mellingen - Sanierung Treppenhaus

Presseartikel

1801.01 Reussbote 19.07.2018 - Medienmitteilung.pdf

Würdigung
Das 1896-97 nach Plänen von Architekt Ernst Vogler errichtete "Alte Schulhaus" ist ein volumetrisch originell gestalteter, spätklassizistischer Schulhausbau mit monumentaler Schaufront. Seine ehemals reich instrumentierten Fassaden zeichnen sich durch eine klare axialsymmetrische Gliederung und gelungene Proportionen aus. Das Schulhaus ist in seiner Gesamtanlage mit dem baumbestandenem Vorplatz wesentlicher Bestandteil der locker bebauten und stark durchgrünten östlichen Strassenseite. Als öffentlichem Bau, der seinerzeit die Bebauung der rechtsufrigen Vorstadt entlang der Bahnhofstrasse nach Norden fortführte, kommt dem Schulhaus in Bezug auf die Siedlungsentwicklung eine besondere Bedeutung zu.

copyright: Kantonale Denkmalpflege, aus Inventar MEL 909 / Fotografien: Fotoarchiv Mellingen, 5507 Mellingen

Bestand
Mitte 50er-Jahren wurde das Schulhaus im äusseren wie inneren Erscheinungsbild stark purifiziert. Ein Windfang wurde anstelle des Hauptportals erstellt. Eine neue Treppenanlage widerspiegelt die Bedürfnisse der Nutzer. Ein Lifteinbau von 1995 füllt heute das ehemals lichtdurchflutete Treppenhaus aus.

Um- und Einbauten der vergangenen Jahre führten dazu, dass Kraft und Gliederung dieses kleinen Monumentalbaus verloren ging.

Projekt

Noch bei Auftragsvergabe waren keine Bestandespläne vorhanden. Aus der Bauzeit kurz vor Ende des 19. Jahrhunderts sind weder bei der Aargauischen Denkmalpflege noch im Archiv der Bauverwaltung auffindbar. Die vorhandenen Plangrundlagen (Aufnahme- und Baupläne von 1955) wurden digitalisiert.

Ein mit der kantonalen Denkmalpflege erarbeitetes Konzept, eine restauratorische Untersuchung des Bestandes, führte zur Gestaltungsidee: Diese umfasst die Gliederung der zu bearbeitenden Nutzflächen (Eingang, Vorplatz, Treppenhaus, Vorraum, Liftkern) auf den drei Geschossen mit einem differenzierten Farbkonzept. Zur Ausführung gelangen nur baubiologisch unbedenkliche Baustoffe und Farben.

Die gesamten Innenflächen werden vom kunststoffvergüteten ehemals weissen Verputz befreit, damit die homogene Aussenwand diffusionsoffen atmen kann. Zufällig angeordnete Einbauten aus den vergangenen Jahrzehnten (Fenstersimsen aus Spanplatten mit Kunstharz belegt, Schuhgestelle mit Postformingfolien, verschiedenartige Garderobenanlagen) sind heute abgebrochen und fachgerecht entsorgt.

Mut hat die Gemeinde bewiesen in ihrem Entschluss, dem Vorschlag eines echten massiven und geölten Eichenparketts im 1. und 2. Stock zuzustimmen. Dieser wird anstelle des PVC-Belages während den Herbstferien verlegt. Die Fenstersimsen wie auch die Garderobenleisten werden ebenfalls in Eiche massiv vom Schreiner hergestellt. Durch die Neuanordnung der Einbauten wird ein nachvollziehbares Konzept und eine Schlichtheit in funktionaler Hinsicht erreicht.

Kinder der Primarstufe und Lehrkräfte bewohnen anschliessend dieses Haus zu einem grossen Teil ihrer Lebenszeit. Schon beim Betreten kann eine Erhabenheit erlebt werden - dies durch den nun erhöhten Windfang dank Abbruch der abgehängten Decke. Die inneren Bereiche sind farblich aufeinander abgestimmt in naturnahen Farbtönen. Das haptische sinnliche Erleben wird nach den Herbstferien fühl- und riechbar sein. Die hohen Räume sollen einladen und Kinder mit einer gewissen Ehrfurcht erfüllen. Dank den Farben soll eine erlebbare Wärme und Freundlichkeit ausstrahlen. Eigens für die bildnerische Darstellung von Kinderzeichnungen und -malereien wurden Wandflächen definiert, ohne dass der umgebende Raum beeinträchtigt wird und damit seine Wirkung in der Betrachtung nicht nachlässt.

Ich wünsche mir, dass die ne gestalteten Räume den Nutzern Freude bereiten wird!

Realisation (1. Etappe: Sommerferien, 2. Etappe Herbstferien 2018)
Impressionen aus der ersten Zeit der Realisationsphase

Fertigstellung  -  1. Etappe: Sommerferien 2018
Die Sanierung des Treppennhauses konnte termingerecht vor Beginn des neuen Schuljahres am Freitag, 10. August 2018 abgeschlossen werden. Die ersten Reaktionen auf das Farbkonzept waren sehr positiv und ich freue mich, dass die Schüler nach dem Wochenende in ein Schulhaus treten werden, welche den ganzen Farbkreis umfasst ohne bunt zu wirken, in dem die Aufrichte dieses Gebäudes, die Gliederung und deren Strukturen besser zur Geltung kommen.

Natürlich, die Eichenparkettböden und Sockelleisten fehlen. So die Bilderleisten, Schuhablagen, Fensterbretter, die Windfangtüre und manch andere Bauteile. Diese werden aufgrund der engen Bauzeit von vier Wochen wie geplant erst in den Herbstferien realisiert.